Unsere Fragen an…
Valeria Goller, Teamleitung der Pressestelle, PETA Deutschland e.V.1. Welchen Themen verleihen Sie eine Stimme?
Wir stehen für die Abschaffung der Misshandlung, Diskriminierung und Ausbeutung von Tieren und kämpfen für die Etablierung ihrer Rechte. PETA handelt in der Tradition sozialer Befreiungsbewegungen und macht sich für das Ende des Speziesismus stark. Dieses diskriminierende Denk- und Verhaltensmuster rechtfertigt die Ausbeutung oder den Ausschluss von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Tiere haben eine Stimme – wir setzen uns dafür ein, dass diese gehört und verstanden wird.
2. Welche Worthülse(n) können Sie nicht mehr sehen?
Worthülse ist auch ein Synonym für gedankenlos gebrauchte Begriffe. Im Zusammenhang mit Tieren werden zum Beispiel manche Lebewesen als „Nutztiere“ bezeichnet. Doch kein Geschöpf existiert, um Menschen zu nutzen. Der Begriff ist somit einfach falsch. Und es gibt zahlreiche ähnliche, man denke nur an den Ausdruck Hundebesitzer. Niemand kann ein anderes Lebewesen besitzen. Übergreifend bleiben Formulierungen wie „etwas zukunftsträchtig gestalten“ oder „optimieren“ oft inhaltsleer. Sie sollten direkt durch die Fakten ersetzt werden.
3. Gibt es Tools, die sie nicht mehr missen möchten, und welche?
Ich habe meine ersten Pressemappen noch per Post und Meldungen via Fax verschickt. Die Digitalisierung brachte und bringt unzählige Tools mit sich, die ich nicht missen möchte. Neben der Journalistendatenbank und dem Versandsystem zählt dazu unter anderem eine durchdachte Projektmanagementsoftware, mit der sich komplexe Aufgaben gut strukturieren lassen.
4. Welche Verantwortung trägt PR?
PR im übergeordneten und Pressearbeit im engeren Sinne ist unverzichtbar, um die Bevölkerung über Tierquälerei und mangelhafte Tierschutzgesetze aufzuklären. Nur wenn die Menschen erfahren, was sich hinter den Kulissen der Ernährungsindustrie und der Bekleidungsindustrie abspielt, können sie ihr Konsum- und Wahlverhalten entsprechend gestalten. Nur wenn sie wissen, wie Tiere für die Unterhaltungsindustrie ausgenutzt und in Laboren für unwissenschaftliche Versuche missbraucht werden oder wie mit der Jagd das ökologische Gleichgewicht zerstört wird, können sie entsprechende Entscheidungen treffen. Für Tierrechte ist PR essenziell.
5. Und was ist Ihre persönliche Motivation, in diesem Berufsfeld zu arbeiten?
Ich bin selbst auf einem – wie es so schön heißt – kleinen Bauernhof aufgewachsen und habe hautnah miterlebt, wie Schweine schreien, und ihre verzweifelten Blicke gesehen, bevor ihnen – damals noch mit einem Bolzenschussgerät – in den Kopf geschossen wurde. Neben vielen anderen Gründen war dies der Hauptauslöser, mich dafür einzusetzen, dass Tieren endlich das Recht auf Freiheit und körperliche Unversehrtheit zugestanden wird. Seriöse Pressearbeit ist neben einer veganen Lebensweise für mich persönlich der nachhaltigste Weg, dazu beizutragen. Schließlich landen alle Veröffentlichungen auf den Schreibtischen von teils auch kritischen Redakteuren. Jeder einzelne Satz muss daher mit Fakten belegt werden und sämtlichen Nachfragen standhalten können. Die Kombination aus dem inhaltlichen Eintauchen in die Hintergründe und die Zusammenarbeit mit Journalisten aus TV, Print und Radio ist für mich jeden Tag aufs Neue spannend.
6. Haben Sie ein Vorbild?
Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Dennoch gibt es verschiedene Personen, die ich bewundere. Dazu gehören zum Beispiel die PETA-Gründerin Ingrid Newkirk oder die Affenforscherin Jane Goodall – aber auch Denkerinnen wie die Mathematikerin Ada Lovelace. Allesamt starke, mutige Frauen, die die Welt zum Positiven verändert haben.
7. Und ein Arbeitsmotto?
Ich habe kein konkretes Arbeitsmotto. Für mich ist es wichtig, immer im Blick zu haben, dass jeder Einzelne in einer Organisation oder einem Unternehmen zum Gesamterfolg beiträgt. Vom Praktikanten bis zum Vorstand: Jeder hat unterschiedliche, aber nicht weniger wichtige Aufgaben. Nur gemeinsam kann man die Ziele erreichen.
8. Aus der Erfahrung gesprochen – gibt es eine Erkenntnis, die Sie Ihren Branchenkollegen mitgeben wollen?
Unterschätzen Sie nicht den Einfluss der Lokalmedien. Und: Wenn man die Inhalte nicht in einfachen Worten einem kleinen Kind erklären kann, hat man sie meist selbst nicht komplett erfasst und sollte noch einmal recherchieren bzw. nachfragen.
9. Was macht gute Kommunikation aus?
Die Basis guter Kommunikation ist Klarheit. Das ist zugleich auch der schwierigste Part, da die Beteiligten meist auf unterschiedliche Erfahrungen zurückgreifen. Man denke an das klassische Sender-Empfänger-Modell. Dazu gehört auch, zuerst vorbehaltlos gut zuzuhören sowie nachzufragen und beispielsweise das Gesagte noch mal in eigenen Worten oder einem Protokoll zusammenzufassen, um sicherzugehen, dass alles richtig verstanden und die richtigen Schlüsse gezogen wurden.
10. E‑Mail, Face to Face oder Video-Konferenz?
Alles zu seiner Zeit. Hier gibt es keine pauschale Antwort. Diskussionen per E‑Mail zu führen oder Grundlegendes schriftlich auszuloten ist meist wenig effizient, hier bieten sich Videokonferenzen oder Face to Face eher an. Geht es um konkrete Aufträge, ist das Schriftliche oft die bessere Wahl, da die Inhalte jederzeit nachgehalten werden können und so auch die Option besteht, sich ausreichend Gedanken zu machen.
11. Wie gestalten Sie die Zukunft?
Die Inhalte, die wir von PETA an die Medien vermitteln, und die Reaktionen der Öffentlichkeit werden die Zukunft mitgestalten. Ansonsten sehe ich Pressearbeit hier in der zweiten Reihe. Wir richten uns danach, was die Medien heute und in Zukunft für ihre Arbeit benötigen und bereiten die Informationen entsprechend zielgruppengerecht auf.
Sind Sie bereit, Ihre Pressearbeit zu revolutionieren?
Jetzt …